Die bewährt kulturfreie Katholikalen-Tagesschau schwadroniert aktuell über “zeitgenössische klassische Musik”, besser gesagt ihr Interviewgast tut das, ein gewisser Herr Ianni, der mit diesem Oxymoron seine mit ein paar Messiaen-Akkorden (église oblige) angedickte Richard-Clayderman-Sauce zu charakterisieren versucht.
Ich dachte nun eigentlich, Klassiker müssten sich nicht nur durch Gestorbensein, sondern auch durch komplexes ästhetisches Reflexionsvermögen, verbunden mit einer fragilen Balance zwischen Innovationskraft und Zeitlosigkeit auszeichnen (weswegen ich die Sauce Hollandaise, die ich mir auf dem heimischen Herd mit etwas Mehl andicke, gewöhnlich nicht zu den Klassikern der Kochkunst rechne…), aber bei Gott scheint kein Ding unmöglich, und so mögen unter Katholens die Sentimentalitäten eines Herrn Ianni wohl als “klassisch” durchgehen, zumal ihm doch “die Stille, die ich im Gebet suche, hilft zu komponieren, indem sie mir erlaubt, nach innen zu hören” und dergleichen verkorkster Schmus mehr.
Hoffnung ist nun zweifellos ebenfalls eine katholische Tugend, und so ists nur recht und christlich, dass der Herr Ianni entgegen allem äußeren Schein in seinem Herzen die unverzagte Hoffnung hegt, “dass Fachleute hoffentlich immer wieder Spannendes und Neues darin entdecken können”, “darin”, soll heißen, in seiner Musik, allein, der Fachmann muss den Hoffenden enttäuschen, für alles weiteres siehe Hiob 41, 1.
Was mich aber nun doch irritiert und ein Stück weit verwundert, um nicht zu sagen, ziemlich erschüttert, wenn nicht gar: total aufregt, ist, dass bestimmte Kreise der Una Sancta Catholica et Apostolica es offensichtlich gar nicht mehr für erstrebenswert halten, kulturell in Kontakt mit der Außenwelt zu bleiben, dass sie sich behaglich einrichten in ihrer katholikalen Kaminecke, bei deren knasterndem Feuerscheine sie sich mit Freuden selbst belügen, indem dass Fachleute ja doch hoffentlich immer wieder Spannendes und Neues darin entdecken können, während sie in Wahrheit schon seit Jahren keinen einzigen derartigen Fachleut mehr gesehen haben, geschweige denn mit Interesse und offenen Ohren rezipiert hätten, was außerhalb der eigenen Nische in der Welt so vor sich ginge, dass sie andauernd Begriffe wie “katholisch” und “klassisch” salbungsvoll im Munde führen und doch das genaue Gegenteil damit meinen, nämlich “eng” und “irrelevant” und dergleichen verkorksten Schmus mehr…
Ist das, kann das wirklich die Zukunft der Kirche sein?? Sind die Zeiten, wo die Kirche wie ein Sauerteig die weltliche Kultur durchwirkt und inspiriert hat, nicht nur vorbei, sondern ist auch alle Sehnsucht nach ihnen gestorben??
DAS KANN DOCH NICHT SEIN!!
Ich gebe zu, das Thema treibt mich gerade wieder etwas um – zumal vor kurzem ein weiterer, dankenswerterweise vom Bloggerkollegen clamormeus angestoßener Versuch, an der Misere etwas zu ändern, an einen toten Punkt gestoßen und versandet ist.
Okay, there’s nothing good, unless you do ‘t, und so sage ich dem toten Punkt beherzt den Kampf an und werde an dieser Stelle in diesem Theater demnächst einen 25-Stufen-Plan zur Rettung der abendländischen Kirchenmusik veröffentlichen!
Soviel verrate ich schon mal: 1. nie war die Gelegenheit zur Rettung der Kirchenmusik so günstig wie heute, und 2. alle können sich beteiligen!