Wer denkt nicht auch manchmal, wenn der Priester auf der Kanzel mal wieder allzu belanglos daherlabert, an Mt 5, 34 – “Ich aber sage euch, dass ihr überhaupt nicht predigen sollt”?
Was, niemand?
Ah, keiner kennt dieses Herrenwort?
Na sowas. Dabei wäre es heute in aller Munde, wenn die Herren Luther, Einheiz usw. genauso gut griechisch gekonnt hätten wie die Herren und Damen von der Presseagentur Französisch.
Ein Roman mit dem Titel “Der Eid auf den Niedergang Roms” habe den Prix Goncourt erhalten, liest man z.B. beim Deutschlandradio oder auf tagesschau.de – ja mehr noch, man erfährt sogar, der Titel beziehe sich auf Augustinus, “der im Jahr 410 den Römern geschworen hatte: ‘Die Welt ist wie ein Mensch: Sie wird geboren, sie wächst und sie stirbt.’”
Nun war Augustinus ein frommer Mann, und ihm war Mt 5, 34 sicherlich bekannt. Da es ihm also verboten war zu predigen, hat er seine Sentenz eben geschworen. Hm. Wenn ihm das Schwören nicht ebenfalls verboten gewesen wäre… das steht nämlich irgendwo in der Bibel… ah… ja… Mt 5, 34. Achja, und predigen ist übrigens erlaubt. Das hatte ich durcheinandergebracht.
Nun war Augustinus ein frommer Mann, und ihm war Mt 5, 34 sicherlich bekannt. Da es ihm also verboten war zu schwören, vielleicht hat er seine Sentenz einfach gepredigt? Und vielleicht heißt der goncourtpreisgekrönte Roman ja auch gar nicht “Der Eid auf den Niedergang Roms”?
Französisch ist schon eine ausgefuchste Sprache. Ob eng oder öng oder üng oder öjng, das soll so ein aufrechter Teutone, dem ein A ein A und ein O ein O ist, auseinanderhalten können. Kein Wunder, dass man ßermaung und ßermoung schon mal verwechselt. Ah, pardoung, “serment” und “sermon”. Und vielleicht heißt das Buch auch einfach nur “Die Predigt über den Niedergang Roms”, originaliter “Le sermon sur la chute de Rome”.
Trotzdem süß, dass der Fehler es bis in die Tagesschau schafft. Und eigentlich ganz unwichtig. Aber ich habe es doch, bei Gott, für meine Pflicht gehalten, Augustinus gegen der Vorwurf, er habe geschworen, in Schutz zu nehmen.